Sie reden vom Netz wie Blinde vom Licht

Archiv für Oktober, 2011

Überall auf der Welt

Mountain View (dpa) – Google will mit seiner Video-Plattform YouTube stärker dem Fernsehen Konkurrenz machen. YouTube kündigte mehr als 100 Video-Kanäle an, die überall auf der Welt verfügbar sein sollen.

Stern.de: Google startet neue Kanäle auf YouTube

Kommentar

Schön könnt ihr beim Stern die DPA-Meldung abschreiben und zwischen die ganze Reklame setzen, die vermutlich in ihrem Kern eine ebenfalls abgeschriebene Presseerklärung Googles zu den eigenen Fernsehplänen ist, also ebenfalls reine Reklame.

Für die Nutzer von YouTube in der Bundesrepublik Deutschland sieht es unterdessen — wenn sie nicht gerade einen Proxyserver in Großbritannien, der VR China, Frankreich, Holland, Dänemark oder in den USA verwenden — ein bisschen anders aus, als es der verlogene Werbeblah „Überall auf der Welt“ nahe legt:

Leider ist dieses Video in Deutschland nicht verfügbar, da es Musik enthalten könnte, für die die GEMA die erforderlichen Musikrechte nicht eingeräumt hat. Das tut uns leid.

Aber solche lästigen Wirklichkeiten kümmern euch beim Stern ja nicht weiter, wenn ihr ohne eine Spur von Reflexion irgendwelche Werbetexte zwischen die Werbung pflastert hochwertigen Qualitätsjournalismus betreibt.


Gute Leute

Der Bund braucht immer gute Leute

Hans-Peter Uhl (CSU) begründet seine Idee, Mitarbeiter des Unternehmens DigiTask in den Bundesdienst zu übernehmen

Kommentar

Classical Facepalm


Oh, dieses Twitter-Virus

Es gab mehrere Fake-Accounts unter meinem Namen bei Twitter und Facebook, sonst aber hatte ich bislang keine Probleme. Doch die angesprochene Gefahr ist real: Wir haben eine komplette Untergrundwirtschaft im Netz […]

Bundesinnenminister Dr. Hans-Peter Friedrich auf die Frage, ob er schon einmal einen Virus oder Trojaner auf seinem Rechner hatte.

Willkommen bei den Blindfischen


Wie in der analogen Welt

Soweit Anonymität im Internet umfassenden Charakter annimmt, führt dies u.a. zu einer Vielzahl teilweise gravierender, negativer Erscheinungen: Kriminalität, Mobbing, Bedrohungen usw. Dies kann eine rechtsstaatliche Gesellschaft auf Dauer nicht tatenlos hinnehmen. Da das Internet kein rechtsfreier Raum ist, muss auch die Möglichkeit bestehen, die Begehung von Straftaten bzw. die Verletzung von Rechten der Bürger zu ahnden. Dazu gehört wesentlich, die Identität von Rechtsverletzern – so wie in der analogen Welt auch – im Falle des Falles rekonstruieren zu können.

Dr. Hans-Peter Uhl (CSU) in einer Antwort auf abgeordnetenwatch.de

Kurzkommentar

Genau, Herr Uhl! In der von ihnen so genannten „analogen Welt“ — sagen wir mal: auf der Straße, in der Bäckerei oder in der Bankfiliale — laufen wir schließlich alle schon mit großem, deutlichen und deanonymisierenden Namensschild und leicht scanbaren QR-Code herum, damit jederzeit die Identität durch Polizeibeamte rekonstruiert werden kann. Das muss jetzt endlich auch im Internet der Fall sein, denn das ist ja kein „rechtsfreier Raum“.

In dem Bereich der „analogen Welt“, in dem sie, Herr Uhl, zu leben scheinen, würde ich mich aber sehr unwohl fühlen.


Surreale Welten

Twitter funktioniert auch in der realen Welt: Ein Aufruf mit 140 Zeichen übers Internet, und die Protest-Camper vor der Europäischen Zentralbank in Frankfurt bekommen Tee, Suppe und einen WLAN-Router.

Focus Online: Soziales: Neue Protestkultur: Human Mic und MedMob
Der Artikel ist von der dpa übernommen worden.

Kurzkommentar

Twitter — und jede andere Site im World Wide Web und darüber hinaus sogar das gesamte Internet — ist ein Bestandteil der realen Welt. Es handelt sich nicht um ein Gedankenspiel, eine Fata Morgana oder einen individuell bleibenden psychotischen Wahnsinn, sondern um eine technische Wirklichkeit, die von vielen Menschen jeden Tag erlebt wird. Übrigens auch um eine technische Wirklichkeit, die Menschen verbindet, wie du, anonymer dpa-Schreiberling, eigentlich an deinem eigenen Artikel hättest bemerken sollen. Aber nein, die ganze Zeit ziehst du in deinem Artikel eine Grenzlinie zwischen dem Internet und einer davon völlig enthobenen „realen Welt“ — und belegst damit passenderweise im Internet auf der Focus-Homepage, dass du deine im technischen Stand der frühen Achtziger Jahre eingefrorene und danach niemals mehr erweiterte Wahrnehmung mit der Wirklichkeit verwechselst.

Über Kompetenz in dem, worüber du dann zu schreiben vorgibst, anonymer dpa-Schreiberling, über diese Kompetenz braucht man da nicht mehr zu reden. Dass du auch gleich die Kompetenz des Focus entblößt, der so einen Unsinn kritiklos übernimmt, macht deine Dummheit auch nicht besser.