Sie reden vom Netz wie Blinde vom Licht

Archiv für September, 2012

Für @HanneloreKraft vor allem ein Reklamemedium

Dies ist nur eine kurze Anmerkung zur Twitter-Nutzung der Frau Hannelore Kraft, SPD, Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen — nicht, dass in den kommenden Monaten jemand zu glauben beginnt, dass es bei der Webnutzung von Mitgliedern der classe politique um ein von Innen kommendes Verlangen nach menschlicher Kommunikation gehe und nicht um Wahlwerbung und alle damit verbundene Lüge und Niedertracht.

So hat Hannelore Kraft getwittert, als kein Gedanke an Wahlkampf im Raume stand:

In zwei Monaten sieben klägliche Fiepser. Offenbar hat das Büro der Frau Ministerpräsidentin außerhalb der Wahlkampfzeiten besseres zu tun, als den Stummeltextdienst „Twitter“ zu befüllen.

Und so twittert Hannelore Kraft, seit durch die Nominierung von Peer Steinbrück zum SPD-Kanzlerkandidaten für die nächste Bundestagswahl der Wahlkampf (sehr vorzeitig) eröffnet wurde und sich durch den laufenden Parteitag der SPD mediale Aufmerksamkeit regt:

Eine regelmäßige Nutzung, wenn auch nichts Substanzielles und menschlich Wertvolles mitgeteilt wird, sondern nur Personenkult-Reklame für Peer Steinbrück und Ergebnisse des laufenden Parteitages.

Wer will, kann sich gern das (beinahe immer von irgendwelchen PR-Mitarbeitern stammende) Gezwitscher von Mitgliedern der classe politique in seine Twitter-Timeline holen, das mich persönlich immer deutlich an den Meldungston der Aktuellen Kamera erinnert. Wer das Internet aber als ein Netzwerk von Computern versteht, dessen nützliche Funktion es ist, Menschen zueinander zu bringen, wird sicherlich Erfreulicheres mit seiner begrenzten Zeit und Aufmerksamkeit anzufangen wissen.

Dank für den Hinweis an @KarlOtto3


Google nimmt der Presse Milliardengewinne weg

Sie haben sicher Recht, wenn Sie schreiben, dass die Suchmaschinen Informationen im Internet bequem zugänglich machen. Die Suchmaschine stellt diesen Service aber nicht gratis zur Verfügung, sondern lässt ihn sich über Werbung finanzieren. Es geht daher auch weniger darum, eine Nachrichtenaufbereitung à la Google zu verbieten, die Frage ist vielmehr, ob die Suchmaschinenbetreiber dafür ein Entgelt entrichten müssen. Von Google wird das wenig überraschend verneint, von den Verlagen bejaht. […] Die Frage ist eher, ist Google bereit für genutzte Inhalte, für die sich das Unternehmen über Werbeeinnahmen auch bezahlen lässt, selbst zu bezahlen oder nicht? Google macht mit den Inhalten anderer Milliardengewinne […]

Dr. Volker Wissing, FDP, Abgeordneter der Deutschen Bundestages, Landesvorsitzender der FDP Rheinland-Pfalz, stellvertretener Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion

Ganz kurzer Kurzkommentar…

…der völlig hinreichend ist, um die zugegebenermaßen sehr professionell und gekonnt heimlich verabreichte Lüge in diesem Text bloßzustellen. Das Folgende ist ein Screenshot des deutschsprachigen Angebotes von Google News, also der „Nachrichtenaufbereitung à la Google“, wie Herr Dr. Volker Wissing das zu nennen pflegt:

Screenshot Google News

Natürlich habe ich diesen Screenshot mit einem Browser ohne Adblocker angefertigt.

Wo ist auf dieser Seite die Werbung, mit der Google seine Fantastilliarden mit den Inhalten anderer verdient? Ich sehe dort nur ellenlang Werbung in Form von Links auf die Produkte jener Verlage, die sich in standesdünkelhafter Unverschämtheit für diese Werbung demnächst auch noch bezahlen lassen wollen.


Eröffnung der „Rechtsextremismusdatei“

Das ZDF hat in seiner Abschluss-Satire der Frontal-24-Folge vom 25. September 2012 eine angemessen ätzende Zusammenfassung dieses tollen Vorganges gegeben.


Vorteil durch besondere Funktion

Die besondere Funktion von Jumpshare betrifft vor allem den Empfänger der Dateien: Er muss diese nämlich nur in den seltensten Fällen herunterladen, denn der Dienst kann über 150 Dateitypen direkt im Browser anzeigen. Dazu gehören unter anderem Textdokumente, PDFs, Präsentationen, Bilder, Musikdateien und Videos

Sueddeutsche.de — Internet / Computer: Große Dateien bequem teilen und direkt online anschauen

Kurzkommentar

Also dieses One-Click-Hoster „Jumpshare“, von dem ich ohne diese über DPA in den „Qualitätsjournalismus“ gebrachte „Meldung“ gar nichts wüsste und an dem ich gar nichts vermisste, hat also einen großen Vorteil: Ich „muss“ die Dateien nicht herunterladen — was eine Erleichterung ist, die ich bis jetzt auch noch nie vermisst habe. Ich soll sie mir stattdessen im Browser anschauen, der diese Dateien zu diesem Zweck natürlich herunterladen muss, damit er sie darstellen kann. Der größte Vorteil aus der Sicht „Jumpshares“ ist es dabei zweifellos (ich habe es mir nicht angeschaut), dass die Daten nicht an einem mir bekannten Speicherort auf meiner Festplatte landen¹, sondern auf dem Server bei „Jumpshare“ liegenbleiben und dort gewiss mit allerlei Reklame angereichert werden, wenn ich sie über die Sharing-URL erneut betrachten will.

Und was ist mein Vorteil daran? Ach ja, dass ich „nicht downloade“, ich verstehe schon… :mrgreen:

¹Stattdessen werden sie an einer mir unbekannten Stelle im Cache des Browsers gespeichert. Es ist also ein Download, bei dem ein „normaler“ Anwender nur hinterher nicht weiß, wohin die Daten gespeichert wurden. Natürlich muss jeder dargestellte Inhalt aus dem Internet heruntergeladen werden, um darstellbar zu sein…


Das wird es mit der Piratenpartei nicht geben!

Seiten wie Pirate Bay, Megaupload und Kino.to wird es auch mit der Piratenpartei nicht geben

Christopher Lauer, ehemaliger Geschäftsführer und Beisitzer im Bundesvorstand der Piratenpartei, gegenwärtig als Abgeordneter des Berliner Abgeordnetenhauses Angehöriger der dortigen Fraktion der Piratenpartei

Kurzkommentar

Aha, Herr Lauer, eine den Inhalten gegenüber neutrale Suchmaschine — nichts anderes ist ein Torrenttracker mit bequemer Suchfunktionalität, wie er in The Pirate Bay realisiert ist¹ — ist also in ihrer Aufzählung in der gleichen Kategorie wie Websites, die gezielt errichtet wurden, um ein Businessmodell mit nicht-lizenzierten Nutzungsformen urheberrechtlich geschützter Werke aufzuziehen.

Und den Inhalten gegenüber neutrale — zu Deutsch: unzensierte — Suchmaschinen wird es mit der Piratenpartei nicht geben.

Ich verstehe, Herr Lauer. Danke für ihre freundlichen und offenen Worte, die zumindest jedem Leser klar machen, wofür sie stehen und auf Grundlage welch blindfischhafter Kompetenz sie diesen Standpunkt einnehmen — wobei eine Piratenpartei, die jemanden mit Auffassungen wie den ihrigen in den Vorstand wählt und auf einen Listenplatz für ein Landesparlament setzt, auch keinen besonders wählenswerten Eindruck hinterlässt.

Nachtrag 13.49 Uhr

Früher klang das alles ein bisschen anders:

Wenn Privatkopie Piraterie ist, sind wir Piraten

Aber wer in Alzheim (das ist der Ort, an dem alle Parlamente stehen) erinnert sich noch an sein Geschwafel von gestern?! :mrgreen:

¹Nachträgliche Korrektur, siehe Kommentare.