Sie reden vom Netz wie Blinde vom Licht

Beiträge mit Schlagwort “Focus Online

Die Kinder! Zensiert das Internet durch!

Screenshot Focus Online mit der Schlagzeile: 'Suizid, Ritzen, Hungern: So gefährlich sind Kinderseiten im Internet'

Ohne Worte.


Alarm! 2023 ist das Internet weg!

Experten sind überzeugt, dass in acht Jahren das Netz zusammenbricht. Laut Andrew Ellis, einem Forscher von der Aston University in Birmingham, sind steigende Nutzerzahlen und große Datenmengen die Ursache. In nur acht Jahren soll das Internet durch die irrsinnigen Datenmengen komplett überlastet sein.

Focus Online — Zu große Datenmengen: Experte kündigt Kollaps an: 2023 bricht das Internet zusammen

Hierzu nur ganz kurz angemerkt

Die vom Focus seinen dumm gehaltenen Lesern¹ mit lautem Alarmtröten vorgetragene, auf einer statistischen Betrachtung des Datendurchsatzes basierende Hochrechnung eines sonderkompetenten Spezialexperten, dass in acht Jahren das Internet vollständig und unabwendbar zusammenbrichen wird, weil der Strombedarf für die Netzwerkinfrastruktur dann die Resourcen der Erde überschritten haben wird, erinnert in ihrer „wissenschaftlichen“ Methodik stark daran, dass im Jahr 1910 London vollständig im Pferdemist versunken gehabt worden sein sollte. [Und diese dadaistisch konstruierte „Zeitform“ ist so ungrammatisch, dass man mir meinen Unernst hoffentlich anmerkt.]

Wie wir alle wissen, kam es in London anders, und zwar wegen technischer Fortschritte und gesellschaftlicher Entwicklungen. Ich persönlich würde keine Vorhersage der technischen Entwicklung (und der Entdeckung neuer Algorithmen aller Art) der Informations- und Digitaltechnik in den nächsten acht Jahren wagen — bis auf die eine und überaus triviale Prognose, dass es in den nächsten acht Jahren ganz sicher zu weiterer technischer Entwicklung und zur Entdeckung neuer Algorithmen mit teilweise tiefgreifender Wirkung auf das gesamte Internet kommen wird. Wer sich die Zeit bis zum Ablauf dieser acht Jahre ein bisschen überbrücken möchte, beschäftige sich einfach mit früheren Prognosen der Weiterentwicklung der Informationstechnik (aber bitte vorher alle Flüssigkeiten aus dem Mund entfernen, sonst gibts eine große Sauerei).

¹Dumm halten: Dies geschieht, indem alarmistische FUD-Schlagzeilen in Kombination mit einen Verzicht auf jegliche brauchbare Information ins Redaktionssystem verklappt werden — eine von Focus Online und Bildzeitung her gewohnte Methode, die leider eine ungute Strahlkraft in den gesamten Journalismus hinein entfaltet und verheerend auf die rationalen Anteile der Meinungsbildung einwirkt.


Das Internet kommt aus dem Browser

Wer mit dem Computer ins Internet will, braucht zuerst einmal einen Browser, der ihn dorthin bringt

Focus Online — Der große Vergleich: Internet Explorer, Chrome, Firefox: Welcher Browser ist wirklich der beste?

Ach, und ich Dummerchen dachte schon, man brauchte zunächst einmal die Dienstleistung eines Zugangsproviders, um einen der vielen Internetdienste — zum Beispiel auch dieses World Wide Web — mit Hilfe einer Software nutzen zu können. Gut, dass mich Qualitätsjournalisten darüber aufklären, wie es wirklich in Neuland aussieht. Woher kam da eben nur dieses Platschen?


Quelle: Online

In Brasilien ist ein Fußballspiel am vergangenen Sonntag tragisch geendet. Wie die italienische Sportzeitung „La Gazetta dello Sport“ online berichtet, kam es bei einem Amateurspiel in Bundesstaat Maranhão im Nordosten des Landes zu einer Eskalation: Demnach stach ein Schiedsrichter im Amateurstadion Pio XII einen Spieler mit einem Messer nieder. Danach sei er dann selbst von den wütenden Freunden und Angehörigen des Sportlers gelyncht worden.

Focus Online — Brutaler Lynchmord auf dem Fußballplatz: Schiri von Mob bestialisch gesteinigt und zerstückelt

Anmerkung

Ich bin ja inzwischen viel Gehirnverweigerung von den Online-Qualitätsjournalisten (demnächst, ab dem 1. August durch ein „Leistungsschutzrecht“ privilegiert) gewohnt, und seit ich wegen des Alarmknopfes ein wenig aufmerksamer lese, erwähne ich die kleineren Auswirkungen der alltäglichen Idiotie der Presse im Web schon gar nicht mehr, weil ihre Auflistung ermüden würde. Aber dass „Focus Online“ hier als Quelle für eine sehr reißerisch klingende Meldung explizit eine italienische Sportjournaille-Website angibt und dann jede Linksetzung auf die Quelle unterlässt, ist in Sachen Online-Journalismus schon herausragend bescheuert.

Um einmal nachzureichen, wozu die Journalisten unfähig zu sein scheinen: Hier der Link auf die von Focus Online referenzierte Sekundärquelle, und hier der Link auf die weder von Focus Online noch von der „Gazetta dello Sport“ verlinkte Primärquelle. Diese Quellen mit einer Suchmaschine zu finden, hat mich, der ich weder Italienisch noch Portugiesisch kann, keine fünfzehn Minuten gekostet — und wer Interesse an den Quellen hat, könnte sich diese Viertelstunde völlig sparen, wenn die Qualitätsjournalisten sich die vergleichsweise geringe Mühe machten, ihre Quellen einfach zu verlinken. Sie werden diese Quellen doch hoffentlich gelesen haben, bevor sie schreiben…

Ich habe unter mein Zitat aus „Focus Online“ schließlich auch nicht „Quelle: Focus Online“ ohne weitere Angaben geschrieben. Sonst könnte ich mir die Zitate ja beliebig ausdenken…


Focus-Online-Realsatire: Zwei Zitate

Ohne weiteren Kommentar nur zwei in dieser Kombination für sich selbst sprechende Zitate aus dem gleichen „qualitätsjournalistischen“ Produkt. Jeder fühle sich eingeladen, den Links auf die archivierten Volltexte zu folgen…

Zunächst das etwas ältere Zitat, gut vier Jahre alt:

Ob sie sich nicht als Blutsaugerin der traditionellen Medien sehe, wurde Gründerin Huffington kürzlich gefragt. „Das ist, als würde man sich darüber beschweren, dass ein Auto schneller ist als ein Pferd“, antwortete sie. „Schon immer haben neue Technologien die alten überrollt.“

Der Vergleich stimmt nicht ganz. Die „Huffington Post“ überrollt andere Medien nicht. Sie beutet sie systematisch aus. Einen Großteil ihrer Nachrichtenschlagzeilen klaubt Huffingtons Crew einfach aus anderen Medien zusammen — viele davon sind die Online-Ausgaben traditioneller Tageszeitungen. Als sogenannter News-Aggregator verlinkt die „Huffington Post“ lediglich auf die Originalquellen (so wie auch Google News das tut) oder integriert in eigene Meldungen einfach Textbausteine fremder Artikel. „Wir können nicht länger mitanschauen, wie andere unsere Arbeit einfach übernehmen“, ärgert sich darüber Dean Singleton, Chef der Nachrichtenagentur AP.

Focus Online am 11. Mai 2009 — Internet: Prinzip Klingelbeutel

Und nun das etwas neuere Zitat, gerade erst einen Monat alt.

FOCUS Online kooperiert fortan eng mit der Huffington Post und bringt die deutsche Seite des erfolgreichen US-Portals auf den Markt. Für diese spannende Pionierarbeit werden neue Mitarbeiter gesucht.

The Huffington Post, eine der weltweit bedeutendsten Websites für Nachrichten und Meinungsbeiträge, startet im Herbst auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz. In den kommenden Monaten wird in München ein Redaktionsteam aus erfahrenen Journalisten zusammengestellt. Die TOMORROW FOCUS Media GmbH sucht dafür top ausgebildete Online-Journalistinnen und Online-Journalisten, die diesen spannenden neuen Weg mit uns gehen wollen. Das Angebot der mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Huffington Post, umfasst aktuelle Nachrichten, Hintergrundberichte und Unterhaltendes sowie eine höchst aktive Community für Meinungsaustausch. Jenes HuffPo-Prinzip werden wir nun für User im deutschsprachigen Raum übersetzen und einen neuen Markt damit erobern.

The Huffington Post blickt in den USA auf eine achtjährige Erfolgsgeschichte zurück. Inzwischen erreicht das Portal dort monatlich 46,2 Millionen Unique Visitors (comScore Januar 2013), die Monat für Monat über acht Millionen Kommentare verfassen. Auf der Seite veröffentlichen über 30 000 Blogger – von Politikern, Studenten und Prominenten über Akademiker und Eltern bis hin zu Branchenexperten – in Echtzeit Beiträge über Themen, die ihnen besonders am Herzen liegen. The Huffington Post verfügt bereits über Ausgaben in Großbritannien, Kanada, Quebec, Frankreich, Spanien und Italien.

Focus Online am 30. April 2013 — Die Huffington Post kommt: Passen Sie in die Start-Crew der deutschen HuffPo?

Dass übrigens ausgerechnet Burda — neben Springer einer der vehementesten Befürworter des so genannten „Leistungsschutzrechtes“ in der BRD — einen Newsaggregator am deutschen Markt einführt, der ausdrücklich nicht für Content zahlen will, ist in seiner kackenddreisten Gierdummheit für mich ein Anlass zu ganz großer Heiterkeit. Ich wünsche mir, dass bitte mal jemand diesen Vorgang für jeden der vielen Gesetzgeber (also Abgeordneten des Deutschen Bundestages) so erklärt, dass die das auch verstehen, ja, geradezu verstehen müssen! Auch, wenn diese lobbyhörigen Paragraphengroschennutten längst zu viel Hornhaut auf ihrem eitrigen Seelenrest haben, um sich noch schämen zu können… wenigsten sollen sie merken, dass es nicht unbemerkt bleibt.

Danke, Manni, für diesen Hinweis und die beiden Links!