Das gute Gedächtnis des Microsoft-Browsers
Seit ich wegen des Alarmknopfes auch immer wieder einmal die ganz normale Journaille verkoste, stoße ich neben Inkompetenz und allgemeiner, gegen das Internet gerichteter Propaganda auch immer wieder auf einen „Journalismus“, der sich vor allem an unerfahrene und deshalb leicht manipulierbare Menschen richtet: Verdeckte Reklame im redaktionellen Teil.
Dieses folgende, mutmaßlich von Microsoft gut bezahlte Reklame-Geschmiere einer unheiligen Arbeitsgemeinschaft aus stern (punkt) de
und DPA zum Beispiel:
Natürlich mit einem prominent platzierten, großen Logo eines bekannten und berüchtigten Stückes Software, damit auch noch der Dümmste merkt, was dieser „Internet Explorer“ ist, der so beeindruckende Sachen kann:
Über den „Verlauf“ des Internet Explorer lässt sich jederzeit nachschauen, welche Webseiten in der jüngsten Vergangenheit angesteuert wurden. Dazu den Internet Explorer starten. Danach oben rechts auf das Sternchen-Symbol (Favoriten) klicken und über die Tab-Leiste zum Bereich „Verlauf“ wechseln. Hier erscheinen alle Websites, die kürzlich besucht wurden, zeitlich sortiert. Ein Klick auf einen Datumsbereich – zum Beispiel „gestern“ – öffnet die zu diesem Zeitpunkt angezeigten Website-Adressen. Ein Klick auf eine Adresse zeigt die einzelnen besuchten Unterseiten des jeweiligen Angebots.
Wer das alles liest und es nicht aus eigener Erfahrung besser wüsste, müsste angesichts dieser Schleichwerbung auf stern (punkt) de
glauben, dass es hier um eine Funktionalität geht, die es in dieser Form nur auf dem Internet-Explorer gibt. Der hat ein „gutes Gedächtnis“, die anderen Browser sind dann wohl vergesslicher.
Dass das, was ein Opera als „Verlauf“ (auch erreichbar mit Strg-Umschalt-H oder als Ansicht in der Seitenleiste), ein Firefox als „Chronik“ (ebenfalls erreichbar mit Strg-Umschalt-H) und ein Chromium wiederum als „Verlauf“ (auch erreichbar mit Strg-H) im Menü anbietet, überhaupt existiert, könnte ein unvoreingenommener Leser nach Lektüre dieser offensichtlichen Reklame jedenfalls nicht vermuten. Und dass es in seiner gesamten Funktionalität identisch ist, schon gar nicht.
Welchen Nährwert eine derartige Journalismussimulation für seine irregeführten und fehlinformierten Leser hat, eröffnet sich von allein. Und dies war nur ein Beispiel. Ich sehe solche offenen Werbungen im angeblich „redaktionellen“ Teil beinahe jeden Tag, wenn ich die Websites der Verlagsangebote überfliege.
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