Du willst doch unmündig bleiben!
Der Alarmknopf gratuliert dem SZ-Qualitätsjournalisten Dirk von Gehlen, der es nicht nur unter tapferem Verzicht auf jede Intelligenzleistung geschafft hat, einen Text über Werbung im Internet auf vier Seiten mit dreimal „Klicken, um zur nächsten Seite zu blättern“ zu verteilen, ganz so, als ob am Journalismus völlig vorbeigegangen wäre, dass es inzwischen an den Anzeigebereichen so genannte „Scrollbalken“ gibt, die auch einen langen Text ermöglichen, sondern er hat es zusätzlich zu dieser an sich bereits brotdummen Technikkenntnisverweigerungshaltung geschafft, nicht einmal zu erwähnen (und womöglich nicht einmal zu denken), dass es Adblocker gibt — diese werden übrigens inzwischen von einem erklecklichen Anteil der Webnutzer eingesetzt, um sich die Tracking- und Reklamepest vom Halse zu halten. Warum? Nun, ich empfehle da einfach eine Woche Selbstversuch. Der kostet nichts und tut nicht weh. Nach sieben Tagen ständiger Erfahrung eines schöneren und schnelleren (und zudem sichereren) Webs ist den meisten Menschen klar, warum Adblocker benutzt werden.
Immerhin, stattdessen erzählt dieser Dirk von Gehlen seinen Qualitätsjournalismusgenießern etwas aus der Sesamstraße. Da wächst zusammen, was zusammen gehört! Klar, dass es sich um das Ressort „Digital“ der Süddeutschen Zeitung handelt, so dass auch jeder durchschnittlich gebildete Vierzehnjährige leicht erkennen kann, wie viel fachliches Wissen und Interesse an aufgeklärten und mündigen Menschen bei den Autoren der Fachressorts der Süddeutschen Zeitung vorhanden sind. Und dieses Wissen hilft bei späteren Lese- oder gar Kaufentscheidungen journalistischer Produkte enorm.
Ich hab diese Woche schon wieder unerwünschte Reklame im Briefkasten gehabt – trotz brüllenden Aufklebers, dass jegliche Werbung und „Information“ und alles was nicht persönlich adressiert ist unerwünscht ist. Also entweder sind die Werbefuzzis zu blöd zu kapieren, dass wenn jemand sagt, dass er keine Werbung will, das auch meint, oder sie wollen wider besseres Wissen Werbeverweigerer zu willigen Konsumsklaven umerziehen. In beiden Fällen ist ein Konzept von „intelligenter Werbung“ – ein Oxymoron – hinfällig.
12. September 2014 um 12:49
Hier in Hannover tragen teilweise Leute die Reklame aus, die nicht einmal halbwegs deutsch lesen können – und stopfen alles mit ihrer Briefkastenspam zu. Ausrede (in stark gebrochenem Deutsch): Ich kann das nicht lesen. Was die Werbeheinis, die solche Leute anstellen, sich denken, weiß ich nicht. Aber als was sie die Empfänger ihres Mülls ansehen, wird in solcher Personalauswahl schon ein bisschen deutlich.
„Intelligente Werbung“ ist ein Wort, das sich nur ein Dummkopf ausdenken kann.
12. September 2014 um 13:08