Skandal! Polizei wirbt für Kinderpornografie
So hätte die springersche Bildzeitung mutmaßlich getitelt, wenn eine solche Panne nicht unter ihrem stammtischrelevanten Hardliner-Liebling Uwe Schünemann passiert wäre, sondern unter einem weniger von der Axel Springer AG geliebten Innenminister. Natürlich hätte sie auch Verharmlosungen wie „vermeintlich kinderpornografisch“ weggelassen, und nicht von einer „Panne“, sondern von einem „Skandal“ zu sprechen — nicht ohne den Namen des bei der Axel Springer AG weniger beliebten Politikers deutlich in der Überschrift zu erwähnen, zusammen mit eindeutigen sprachlichen Markern der Inkompetenz, Nachlässigkeit und Untragbarkeit. Vor allem, wenn sich nach einem derartigen Versagen eine Sprecherin hingestellt hätte und fröhlich ins Mikrofon palavert, dass dieses Versagen in der Internetarbeit der niedersächsischen Polizei keinerlei Konsequenzen für die Ausbildung der damit beauftragten Beamten haben wird.
Aber es war ja Uwe Schünemann, einer der Lieblinge des Blutblattes aus der Axel Springer AG, da wird mit gnädigem Blick über ein derartiges Versagen der Polizei hinweggesehen.
Und es ist ein Versagen, wenn die Polizei in ihrer Internetarbeit derartige Hinweise auf Websites mit möglicherweise (es war ja noch während der Ermittlungen) kinderpornografischem Material veröffentlicht. Ein Versagen, das deutlich macht, dass man — übrigens oft mit Arbeit überlastete — Polizeibeamte nicht „mal eben so nebenbei“ und ohne besondere Schulung damit beauftragen kann, von Bürgern gegebene Hinweise in einem Facebook-Profil zu bearbeiten und darauf kommunikativ angemessen zu reagieren. Ich bin mir sicher, dass jeder Polizeibeamte, der Texte für Steckbriefe und Presseerklärungen schreibt, auch hierzu ausgebildet wurde, damit die dabei entstehenden Texte rechtssicher und sachgerecht sind. Nur für das Internet scheint man es im niedersächsischen Innenministerium nicht für nötig zu befinden, für diesen Zweck geschulte Beamte einzusetzen. Weil man mutmaßlich das Internet trotz seiner durchaus beachtlichen Reichweite für „relativ unwichtig“ hält, weil die tollen „Facebook-Polizisten“ des Herrn Schünemann wohl nichts weiter als ein populistisches Strohfeuer ohne hierfür erarbeitetes Konzept sind, das vor allem wegen seiner Reklamewirkung mit möglichst geringem materiellen und personellen Aufwand entfacht werden sollte.
Diese Idee des Herrn Schünemann ist jedenfalls gescheitert.
Übrigens: Wenn ich die URL einer Website mit kinderpornografischen Inhalten hier veröffentlichte und mir dabei über die Möglichkeit derartiger Inhalte bewusst wäre, machte ich mich strafbar. Am LKA Niedersachsen sind diesbezügliche Ermittlungen noch einmal vorbeigegangen, denn die fragliche Website enthielt kein strafrechtlich relevantes Material. Das war zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der URL allerdings noch nicht bekannt.
Quelle des Screenshots: Internet
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