Sie reden vom Netz wie Blinde vom Licht

Einfach übersehen: Die einfache Möglichkeit

Blogger Doctorow verwies auf die in Web-Browsern integrierte Option zum Blockieren von lästiger Werbung über dem Text, die zum Niedergang dieser Werbeform geführt habe: „So eine einfache Möglichkeit müsste es auch gegen die Daten geben, die Webseiten-Betreiber über uns speichern.“

tagesschau.de: Google will reden, aber nichts sagen

Kommentar

Ich weiß ja nicht, welche Browser der vom quasistaatlichen Fernsehen der Bundesrepublik beim Berichten über eine Google-Reklameveranstaltung zitierte Blogger in den letzten zehn Jahren benutzt hat. Ich kann also nicht ausschließen, dass der hier zitierte Blogger immer noch mit dem Internet Explorer 6 oder dem Netscape Navigator 4.51 unterwegs ist, auch wenn dies zu einer ziemlich unbefriedigenden Internet-Erfahrung führt.

Wer hingegen einen halbwegs zeitgemäßen Browser benutzt, kann angesichts dieses Zitates nur mit dem Kopf schütteln. Die gegenwärtigen Vorgehensweisen der großen Tracker und Datensammler funktionieren entweder über Skripting oder über Seiteneffekte von Plugins. In Form des beliebten Plugins NoScript steht seit gut fünf Jahren eine einfache Möglichkeit zur Verfügung, die derartiges Tracking unterbindet, es aber aus Nutzersicht sehr einfach macht, für bestimmte Sites Ausnahmen zu definieren. Es ist für jemanden, der wirklich an seiner Privatsphäre interessiert ist, schon sehr schwierig, davon noch nichts gehört zu haben. Offensichtlich ist eine derartige Blindheit gegenüber technischen Entwicklungen aber kein Hindernis, wenn man auf einer Reklameveranstaltung des großen Werbevermarkters und Datensammlers Google spricht — auch wenn einfaches Googeln hier schnelle Abhilfe schafft. Die Verwendung ist genau so einfach wie die Benutzung eines guten Adblockers.

Eine weitere Möglichkeit, Tracking über Site-Grenzen hinweg zu machen, besteht in der Ablage von Cookies durch eingebundene Inhalte (so genannte Webbugs). Es kann in jedem mir bekannten Browser eingestellt werden, dass Cookies nur von der aufgerufenen Site akzeptiert werden sollen. Die Frage, warum diese einfache Maßnahme nicht eine Standardeinstellung aller Browser ist, klärt sich am schnellsten, wenn man schaut, welche Konzerne an der Entwicklung freier Browser beteiligt sind und naturgemäß kein so großes Interesse am Schutz der Privatsphäre der Surfer haben.

Ebenfalls schon seit Jahren gibt es den „Nischenbrowser“ Opera. Dieser ermöglicht ohne jedes Plugin das globale Abschalten diverser Features (unter anderem Plugins, JavaScript, Cookies) und das explizite Zulassen der Features in jeweils Site-spezifischen Einstellungen. Das ist zwar aus Nutzersicht umständlich, aber ebenfalls wirksam.

Aber dass die ARD-Tagesschau, wenn sie über Googles Reklame berichtet über die Dinge aufklärt, die in Googles Reklame aus Eigeninteresse verschwiegen werden, wäre ja zu viel verlangt.

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